Reiseberichte

Reisebericht von Dr. Waltraud Schippert – Mai 2021

Reisebericht von Dr. Waltraud Schippert – Mai 2021

Mein Name ist Waltraud Schippert, in Haiti bin ich Dr. Traudel , für die Kids einfach: Traudel

Jetzt bin ich schon 1 Monat bei menkontre in Beaumont und es wird Zeit für meinen 1. Reisebericht:

Abfahrt Tübingen um 5.30 Uhr nach Zürich mit dem größten Koffer, den ich ausleihen konnte, einem prall gefüllten Rucksack mit angehängter Stofftasche mit Traubenzucker-Lutschern und angeknoteter Regenjacke. 2/3 des Koffers sind mit Dingen für menkontre wie Medikamente, Druckerpatronen … gefüllt. Problem ist das Gewicht. 23 kg sind erlaubt, 26 kg waren auf meiner Waage . Deshalb Regenjacke und Lutscher an den vollen Rucksack. Meine guten Körpercremes und Shampoos raus, eine warme Jacke und meine Jeans bleiben auch in Tübingen. Gewicht 22,8 kg—gut so! Ich bin sehr froh, dass ich mit dem Auto zum Flughafen gefahren werde. Am Flughafen kann ich mit der Bankkarte Schweizer Franken abheben und die am Schalter in US-Dollar tauschen. Mein Flug geht über Madrid nach Santo Domingo (Dominikanische Republik). Ankunft um 17.50 Uhr mit einer Zeitverschiebung von 6 Stunden, es hat 31°C. Im Flugzeug neben mir saß eine junge Frau aus Santo Domingo, die momentan in Barcelona wohnt und wegen Corona zum ersten mal seit einem Jahr ihre Mutter besucht und ein Holländer auf Geschäftsreise. Er installiert und wartet Verpackungsmaschinen. Jeder bekommt 2 Zettel zum Ausfüllen, einen für die Einreise und eine Zollerklärung. Es ist ein sehr moderner Flughafen. Auf dem Fußboden sind markierte Flächen mit Pfeilen aufgeklebt und es wird von viel Personal streng überwacht, dass auch jeder nur auf den markierten Flächen steht. Ansonsten sind alle sehr freundlich.

Ich geh zum „Taxistand“: 2 Männer sitzen an einem Campingtisch, mit denen verhandle ich den Preis. Es werden 40 $ verlangt, ich handle auf 25 $ runter. Der Fahrer Almonte spricht nur Spanisch. Ich zeige ihm die Hoteladresse: Casa Aluge in der Calle Salome Urena und er fragt per Handy nach, wo das ist. Es ist viel Verkehr und leider wird es schnell dunkel, aber er bringt mich nach 2 „Ehrenrunden„  sicher zum Hotel. Es ist ein uriges kleines Hotel. Ich bestelle Borriga( Teigtasche mit gut gewürztem Fleisch und Gemüse), das sei typisch hier, und 2 Bier Presidante, das in Santo Domingo gebraut wird. Dann geh ich schlafen mit Klimaanlage und Oropax. 

Karibisches Frühstück mit gebratenen Kartoffeln, Salami und Spiegelei, dazu frische Ananas und O´saft und so viel Kaffee, wie man trinken will. Ich geh für 3 Stunden in der Stadt spazieren, bin kurz in einer Kathedrale, flüchte dann aber vor dem vielen Weihrauch und werde von Almonte um 12 Uhr abgeholt und zu einem anderen Flughafen gefahren. So einen schönen Flugplatz hab ich noch nie gesehen: blühende Sträucher und Blumen zum Flugfeld hin, dafür sehr unbequeme Sitze. Es gehen 2 Propellermaschinen für 40 Personen nach Port au Prince. Zuerst diejenigen, die mit der teureren Fluggesellschaft (Sunrise) fliegen, dann nach ca. 30 Minuten der Rest mit mir. Ich sitze direkt hinter dem Piloten, die Tür zum Cockpit fehlt. Der Pilot macht eine Durchsage: sehr geehrte Fluggäste, unser Flug nach- Pause, er fragt den Copiloten: wohin fliegen wir eigentlich? Antwort Port au Prince- dann nochmal: geehrte Fluggäste, unser Flug nach PaP  beginnt pünktlich. Der Flug ist ruckelig mit Windböen, aber er landet sicher. Ich bin in Haiti!

Auf dem Flugfeld ist ein Helikopter von der WHO und unser Propellerflugzeug. Wieder sitze ich direkt hinter den Piloten und kann so auch durch die Frontscheibe schauen. Super Sitzplatz! Wir setzen zur Landung an und da seh ich eine Weiße beim Flugplatzgebäude von Jeremie stehen—das muss Anke sein!

Es ist Anke, die mich abholt. Wir  fahren nach Jeremie rein und treffen dort Hugo. Er hat eine sehr sympathische ruhige Art und scheint 1000 Leute zu kennen. Auf der Straße hört Anke eine Passantin auf Kreol sagen: ich wusste ja gar nicht, dass es hier noch Weiße gibt! Viele kleine, zur Straße hin offene, Läden oder Stände am Straßenrand, oft mit Handys. Gewusel, Gehupe, jeder scheint etwas zu rufen. Die Häuser sind 1-3-stöckig, teilweise bunt bemalt. Es gibt nicht viele freundliche Blicke. Ich bin froh, als wir aus der Stadt rausfahren. Müll liegt überall am Straßenrand. Später steigt noch ein Mitarbeiter von menkontre zu. Schöne Gegend, fremde Bäume. Anke sammelt Baumsamen, um später Bäumchen zu ziehen. Sehen ähnlich aus wie Affenbrotbäume, sind aber laut Anke mit der deutschen Brennessel verwandt. Anke nennt Namen auf kreol und lateinisch, manche auch auf deutsch. Es geht immer bergauf. Die Palmen werden seltener. Da gibt es hier ein Sprichwort: eine Palme wächst dort gut, wo sie Wasser sehen kann. Wunderschöne Gegend. Auf den ersten Blick kann ich gar nicht glauben, dass in einem Land mit so vielen verschiedenen Bäumen so eine große Armut herrscht, aber auf den 2. Blick sieht man die vielen Felsen und Steine und wenig rote Erde. Die Straße ist ganz neu. Vor Beaumont fahren wir an Fontrankil, dem älteren Teil von menkontre mit den Schülern ab der 3. Klasse vorbei. In Beaumont biegen wir nach rechts ab, eine holprige Straße entlang und stehen vor einen verschlossenen Tor. Ein Pförtner öffnet—es ist Montag, der 19.4., ca 12 Uhr–ich bin beim Waisenhaus angekommen!

Laufend gehen Anrufe ein: Ein Kranker möchte untersucht werden, ein Lehrer meldet sich krank und zig weitere. Wenn Anke telefoniert, versteh ich meist nix! Um 4 Uhr beginnt die Sprechstunde. Vor dem Tor warten Kranke z.T. schon seit dem Vormittag. Es gibt eine Liste in der Reihenfolge, in der sie kamen. Notfälle werden natürlich vorgezogen. Von jedem Kranken gibt es eine Krankenakte mit Namen, Geb-datum und Wohnort. Dann Anamnese, Untersuchungsbefund, evtl. Sonographie, Diagnose, Therapie und Verlauf. Super Dokumentation! Kranke mit Fieber, Husten, Bauchbeschwerden, Schmerzen oft im Oberbauch und eine Schwangere mit Übertragung. Dr. Rosi kommt dazu. Sie ist eine junge Ärztin, die bei Anke Sonographie lernt. Einem Waisenkind tut der Ellbogen weh. Gebrochen oder nicht? Anke meint nicht gebrochen, Arm wird geschient. Um 10 Uhr, es ist kuhnacht, sind alle Patienten versorgt. Ich hab keine Taschenlampe dabei, Anke bringt mich zu meinem Zimmer. Gut, dass Handys eine gute Lampe haben. Im Klo ist ein großer Eimer mit Wasser (15l?)- ich muss morgen nach einer Schöpfkelle fragen. Oropax und ab ins Bett.

Gut geschlafen, die Matratze ist gerade richtig für mich. Ich wach tatsächlich um 5.30 Uhr auf. Ziegen meckern, Hunde bellen (Anke hat 3) , Türen quietschen fürchterlich, Wasser plätschert, dann um 6.16 Uhr Kindergeschrei. Zeit zum Aufstehen. Die Kinder waschen sich von Kopf bis Fuß mit kaltem Seifenwasser – da würde ich auch schreien. Als sie fertig sind, bin ich dran. Die Eingangstüre ist abschließbar. Ich geh aufs Klo. Das benutzte Klopapier wird (zum Verbrennen) in einem Karton gesammelt, darf NICHT ins Klo geworfen werden, weil sonst die Leitung verstopft. Gut, dass nach oben alles offen ist, so stinkt es nicht. Danach mach ich Katzenwäsche und geh zu Anke. Frühstück besteht aus starkem schwarzem Kaffee und, weil heute Dienstag ist, Milch dazu—Dienstags bekommen die Kids Milch zum Frühstück – und einem trockenen Brötchen. Nichts mit ruhigem Frühstück. Laufend kommen Leute um sich „anzumelden“, manchmal sagt ihnen Anke, was heute zu tun ist. Wenn jemand zu spät kommt, gibt´s einen Anschiss. Das Schwein liegt zugedeckt da wie tot. Um 7.50 gehen wir zum Fahnenapell. Es wird die Fahne gehalten (der alte Baumstamm ist umgefallen und noch keine neue Stange da), die Nationalhymne mit Inbrunst gesungen, ich mit offenem Mund angestarrt, dann gehen die Kinder klassenweise mit ihrer/m Lehrer/in in ihre Klasse. Keiner darf in den Klassenraum, solange nicht der Lehrer da ist. Jeder Schüler hat ein blaues Oberteil an, einige auch blaue Hosen. Ein Lehrer ist krank. Der Ersatzlehrer steht am Tor, damit die zu spät kommenden Schüler registriert werden und muss erst von Anke „herzitiert“ werden. Er sieht nicht glücklich aus. Ich werde allen Lehrern und Schülern vorgestellt und vergesse  sofort wieder all die fremden Namen.

 Den beiden stationären Patienten geht es besser. Anke meint, der mit Diabetes kann gehen, er soll aber zum Zuckereinstellen ins Krankenhaus. Zucker morgens ist 88, nachmittags gestern 380, heute 280. Hier gibt es nur “normales“ Insulin, er braucht aber Retardinsulin. Der Mann meint, er kann nicht gehen. Er habe heute den Markttag verpasst, deshalb nichts verdient und deshalb habe er kein Geld, kann also nicht in die Klinik. Am späten Nachmittag geht er dann doch. Ohne danke zu sagen. Der kranke Junge meint, es geht ihm besser, Fieber ist auf 38,8 axillär gesunken. Das Antibiotikum wird von Spritzen auf Tabletten umgestellt. Die Mutter möchte die Entlassung. Sie weiß, dass sie wiederkommen kann, falls es schlechter wird. Tabletten (Antibiotika und Paracetamol), ein Danke und weg sind sie. Wenn man sagt: „ich geh jetzt“, gilt das als Abschied.  Zum Mittagessen gibt es Kartoffeleintopf mit kohlartigen Blättern, wenig Karotten, für jeden 1 Stückchen Fleisch (ca. 3x3cm groß) und eine fingerdicke Mehlkloßrolle in Gemüsebrühe. Wie ich heute weiß, waren das keine Kartoffeln, sondern Yams und Kochbananen, Weißkohlblätter,„Spinat“, garantiert Biofleisch, so zäh wie das war und Boule, eine gummiartige Mehlpampe ohne großen Eigengeschmack. Schmeckt insgesamt aber gut. Ich esse einen Teller, die meisten der 5-10-jährigen Mädchen, mit denen ich am Tisch sitze, essen 2 Teller. Dazu gefiltertes Wasser. Kurze Pause, in der ich eine Dusche nehme. Ich hab eine abgeschnittene Infusionsplastikflasche als prima Schöpfkelle!

Dann bring ich weitere Medikamente in den Behandlungsraum. Anke ist v.a. über die Trachealsekretfallen für Neugeborene und die Diazepamrektiolen froh! Prompt wird am Nachmittag eine krampfende Schülerin gebracht, die den Mund nicht aufmachen kann, die Hände fest verkrampft hat, und nur leicht den Kopf schütteln oder nicken kann. 10 mg-Rektiole, danach 2 Calciumtabletten aufgelöst schluckweise zu trinken. Die Mutter kommt nach ca. 2 Stunden, da ist es besser. Das Kind habe das öfter, sie sei von einem Dämon befallen. Nach 2 Stunden sei dann alles wieder vorbei. Die Beine seien nie verkrampft, immer nur Kiefer und Hände—Kein Hypervertilieren, kein Hinweis auf Epilepsie, wir wissen nicht, was das Mädchen hat. Nachmittags kommt M. Valeur, der das Waisenhaus und Schule für die „Großen“ verwaltet her, um mit Anke u.a. das Problem der fehlenden 8000 €, die von den Sternsingern Rottenburg eingeplant waren um Häuser für die Leute zu bauen, die beim letzten Cyclon alles verloren haben zu besprechen. Es sollen einfache Häuser auf dem Randstreifen des Geländes von menkontre zum Markt hin gebaut werden. Planung gibt es schon, Zement für Ziegel ist schon gekauft und einige Bausteine sind auch schon gemacht. Sollten die Leute wegziehen, bleiben die Häuser Eigentum von menkontre. Ich sage die 8000€ zu, sie sollen weitermachen mit dem Bau, die Leute leben teilweise unter Plastikplanen! Bestimmt finde ich Leute, die das mit bezahlen werden .

Um 16 Uhr sitzen die Patienten auf Stühlen an der Hausseite, um behandelt zu werden. Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Fieber, Schwangere. Alle werden gründlich untersucht, im PC eingetragen (das mach ich) , evtl. sonographiert und bekommen kostenlos Medikamente. Wir sind schon um 20.15 fertig, weil die letzte schwangere Frau gegangen ist. Die Jungs haben mit dem Abendessen auf uns gewartet. Es ist Dienstag, da gibt es Fruchtsaft zum Brötchen. Wir haben es so geregelt: morgens Frühstück bei Anke, Mittagessen mit den Mädchen und Abendessen mit den Jungs. Die Kids fragen, ob ich einen Film zeige—aha, Anke hat ihnen also gesagt, dass ich Filme mitgebracht habe. Das stimmt, ich hab 4 vom Institut franco-allemand ausgeliehen und 4 Pippi Langstrumpf-Filme für sie gekauft. Und auf einem Stick sind auch Kinderfilme auf französisch von Ruth. Aber heute bin ich zu müde und geh um 21 Uhr schlafen.

Mittwoch, 21.4. Aufstehn 6.15 Uhr, Katzenwäsche. Die „Dusche“ ist morgens von den Kindern belegt, also werde ich duschen, wenn die Großen in der Schule sind. Frühstück bei Anke. Heute ist „Feiertag“, denn es gibt Nudeln und Spaghetti in Kürbissuppe zum Frühstück! Das gab es früher nur für die Kolonialherren und seit der Unabhängigkeit 1.2.1804 gibt´s Kürbissuppe 1x/Woche für alle zum Feiern. Das kleine Ferkel wird von Anke mit der Spritze mit Gemüsebrühe und heute mit Kürbissuppe gefüttert und steht tatsächlich wackelig auf. Ich weigere mich, ihm einen Namen zu geben, weil es ja irgendwann gegessen wird. Ich geh zum Fahnenapell und bin danach beim Unterrichtsbeginn von 2 Klassen. Ein Lehrer spricht vom sich Begrüßen, Zusammenhalt und gemeinsamen Aktivitäten in einem großen Kreis vor den Klassenzimmern mit gemeinsamen Bewegungen. Dann werde ich zu einem Kind mit Bauchweh gerufen, ein anderes wird mit Fieber gebracht. Eigentlich bin ich ja gekommen, um die Buchhaltung in Ordnung zu bringen und wollte gar nicht, dass die Leute hier wissen, dass ich Ärztin bin. Aber wie es aussieht, geht Anke eine farbig markierte Stelle um die andere mit dem Buchhalter durch und ich halte ihr den Rücken frei. Ich spiel mit den Kleinen Ball fangen. Das haben die wahrscheinlich noch nie im Leben gemacht, kapieren aber sehr schnell, wie das geht und haben einen Mordsspaß mit den 3 kleinen Jonglierbällen. Zwei der Kleinen haben in die Hosen gepinkelt und brüllen los, also zieh ich ihnen die nassen Sachen aus, da kommt die Betreuerin und zieht ihnen frische Sachen an und alles ist gut. Bei Hugo bestell ich 2 Biere und 2 Seven-up zum Radler machen und ein Ölspray wegen den quietschenden Türen. Bei ihm hab ich auch ein paar US$ in Gourde gewechselt. Zeit zum Tagebuch schreiben. Lajou , der Verwalter kommt: ich soll schnell kommen, jemand sei psychisch krank. Ich finde ein ca. 15-jähriges Mädchen, das den Kopf auf dem Tisch liegen hat und sich wild schüttelt, als ich es berühre. Ich rede langsam auf sie ein, da steht sie auf, kommt mit in den Behandlungsraum und legt sich auf die Liege. Sie habe das ca. 1x/Monat, aber bisher immer zuhause und noch nie in der Schule. Sie sei wie wild herumgerannt, war nicht ansprechbar. Anke kommt dazu, die kennt sie, redet auf sie ein und da antwortet sie sehr leise. Zittert, Blutdruck niedrig. Vielleicht hat sie heute noch nichts gegessen? Wir wollen ihr was zu essen besorgen, da haut sie wie der Blitz ab. Später weint ihre kleine Schwester, da kommt sie, wirkt ganz normal und tröstet sie.

13.15 Uhr Lehrerfortbildung. Wir über 3-stimmig: as pitié seigneur (hab Mitleid, Herr), as pitié auf die Melodie von kum baja. Es wurden Leute entführt und wir singen alle aus vollem Herzen!

Anke stellt Mathe-Fragen nach. Ist das Ergebnis möglich oder auf den 1. Blick unsinnig? Wie addiere ich Zahlen mit unterschiedlichen Nennern? Wie teile ich Zahlen mit Kommastellen?—Lehrerfortbildung! –Ohne Kommentar! Dann heißt es, der seit Monaten erwartete Inspektor für die Pumpe sei da, ohne Ankündigung—Anke saust los. Halb drei, bisher keine Zeit zu essen. Es gibt Eintopf. Ich übe mit einem Kind Mathe und spiel dann mit den größeren Mädchen mit den Jonglierbällen bis um 4 Uhr. Behandlungszeit für die Patienten, die teilweise schon lange vor dem Tor gewartet haben. Es seien sehr viele Leute. Anke bekommt eine Liste.- die dringendsten dürfen rein. Dr. Rosi kommt auch und wir behandeln in 2 Zimmern. Neuralgie, Bauchschmerzen, V.a. Sichelzellanämie mit Schmerzen überall- die Patientin wird zum Blutausstrich in die Klinik geschickt-und eine schwangere Frau mit Schmerzen. Dann wird ein Motorradfahrer hereingetragen, der eine ca. 20 cm lange klaffende Wunde am Fuß hat. Lokalanästhesie und Naht. Danke an Praxis Dürr! Abendessen um 20.30 mit Radler aus Bier Prestige (Port au Prince) und 7up, dann geht´s ins Bett.

22.4. Spaghetti mit Kohlblättern und schwarzer Kaffee zum Frühstück, das ist echt gewöhnungsbedürftig! Um 8.30 Vorbereitung zur Geburtseinleitung bei Übertragung mit 1 Ampulle Oxytocin in 1l NaCl. Nach 4 Stunden tut sich immer noch nichts. Ich mache bei den Kindern von 2 Vorschulklassen die Untersuchung der Köpfe auf Pilzerkrankung: 2/3 sind positiv! Bei den 2-5-jährigen 6 von 8. Ein Schüler hat im Streit eine Faust auf´s Auge bekommen und sagt, er sieht nichts mehr mit dem Auge. Kann aber sagen, wie viele Finger man zeigt. Anke wird die Verletzung  an den „Direktor“ melden. Ein anderes Kind hat eine Augenentzündung—gut, dass ich Berberil dabei habe. Ein Kind hat fürchterliche Schmerzen im Knie. Sowas wie Voltarensalbe finde ich nicht, also mach ich eine Salbe mit Vitaminen drauf- und die Schmerzen sind verschwunden. Gleich 3 Angestellte wollen Blutdruck kontrolliert haben. Ist er normal, sind sie eher unzufrieden. Einmal ist er erhöht und soll in 2 Tagen kontrolliert werden- sehr zufrieden. Ich frage Hugo wegen Maschinenöl (wegen den quietschenden Türen) und geb ihm eine 5ml-Spritze mit, um mir etwas abzufüllen. Für 3 Bier (340ml) und 6 7up bekommt er 750 Gourde—wieviel das in € ist, hab ich keine Ahnung. Überhaupt ist das mit dem Geld kompliziert. Man kann in US$ bezahlen, in haitianischen$ und , v.a. auf dem Markt ,in Gourde.

Anke bespricht etwas mit dem Direktor und Verwalter von „unten“. (Valeur von Nanguiné). Es kommen 2 Kinder mit Bauchschmerzen zu mir. Bei dem Jungen ist nach Trinken von Zuckerwasser mit Elektrolyten( Serum oral) alles ok, er hatte heute noch nichts gegessen. Bei dem Mädchen ist der Bauch sehr gespannt, keine Darmgeräusche zu hören. Was tun? Anke rufen! Sie fragt, ob Würmer im Stuhl waren—na ja, darauf kommt man in Deutschland nicht—die Kleine sagt ja und bekommt Albendazol 1Tbl/Tag an 3 aufeinanderfolgenden Tagen. Diese Dosierung geben Ärzte ohne Grenzen, so, jetzt weiß ich das auch.

Ich frag Anke, wo ich meine dreckige Wäsche waschen kann, Kernseife hab ich in meinem Zimmer gefunden—nein, nein, das machen die Wäscherinnen. Sonie besorgt mir einen Wäschesack und lässt zu Ankes Ärger auf meine Bitte hin 5 Schrauben zum Sachenaufhängen in die neuen Bretter in meinem Zimmer bohren. Anke wollte lieber eine Wäscheleine in meinem Zimmer. Um 14 Uhr sagt Anke, dass heute nur Notfallpatienten drankommen, weil sich bei Marthe  trotz Oxytocin immer noch nichts tut. Entbindung geht immer vor. Trotzdem stehen viele Leute vor dem Tor und wollen nicht glauben, dass sie nicht behandelt werden. Ich geh zum Tor und tatsächlich ist da ein Baby, das gekrampft hat (und jetzt schläft), eine Frau, die stark schwitzend halb bewusstlos im Arm einer älteren Frau hängt und ein Mann, der auf einer Trage gebracht wurde. Die 3 dürfen rein, alle anderen werden weggeschickt.

Kind hat Fieber, bekommt Paracetamolsaft. Die schwitzende Frau war schon hochschwanger mit stark erhöhtem Blutdruck und Exophthalmus hier und wurde notfallmäßig ins Krankenhaus gebracht. Hat dort entbunden, das Kind ist leider gestorben. Sie wurde dort am 2.4. entlassen. Keine Medikamentenliste, keine Medis dabei. Der Ultraschall zeigt einen großen Pleuraerguß, der punktiert wird. Danach geht das Atmen besser. Furosemid, stationäre Aufnahme, auch ins Zelt. Der Mann von der Trage kommt ins Klassenzimmer. 2 Tische zusammengeschoben, Matratze drauf und fertig ist das Bett. Es drückt sich einen Stock in den Bauch, dann sei es besser. Er ist ausgemergelt und wirft sich rückwärts auf die Matratze. Bei der Sonograpie dringender Verdacht auf Prostatakrebs. Er bekommt Schmerzmedikamente. Bis morgen früh um 7.30 muss das Zimmer für den Unterricht geräumt sein.

Bei jedem Patienten, der aufgenommen wird, muss eine Betreuungsperson mitkommen. Sollte eine Entbindung eingeleitet werden, darf die Schwangere nie alleine sein. Das ist Bedingung für die Aufnahmen. Jetzt finden wir die schwangere Frau ohne Begleitung im Zelt. Das gibt ein Donnerwetter! Sie muss sich im „Saal“ hinsetzen, da sind immer Leute.

Um 1.30 klopft´s an meiner Türe. Die Presswehen haben eingesetzt. Rein in die Klamotten und dann schnell ins Behandlungszimmer. Zum 1. Mal bin ich dabei, wenn ein Kind zur Welt kommt!  Es ist ein gesundes kleines Mädchen. Anke hat natürlich alles schon vorbereitet: Decke, darauf Handtuch für´s Baby auf dem blauen Tisch, linke obere Ecke Nabelkomresse und Mullbinde, rechte Ecke Kleidung für´s Kind, unbedingt mit Socken und Mütze(n). Die Nachgeburt wird sorgfältig kontrolliert. Zum Glück musste nicht geschnitten und genäht werden. Die Mutter wäscht die neugebackene Mama , (die kommt mit frischen Kleidern und dem Baby ins Bett) und danach Liege und Boden. Die Plazenta wird eingepackt und mitgegeben.

23.4. Frühstück bei Anke. Kaffee und Eintopf mit Süßkartoffeln, Kochbananen und Yams mit Kohl- und Spinatblättern. Anruf: In der Schule unten krampft ein Mädchen, eine Andere hat auch einen Anfall. Wir sind sehr froh über die Diazepamrektiolen, packen welche ein und brausen los. Ampullen sind schon lange bestellt, kommen aber ebenso wenig wie Tabletten. Einer geht es wieder gut, die andere antwortet immerhin mit ja und nein nach 1 Rektiole. Sie kommt zur Überwachung mit ins Mädchenzimmer bei uns. Anscheinend laufen die Mädchen nach so einem Anfall gerne weg im Wahn und verletzen sich und bei uns ist es sicherer als neben der stark befahrenen Straße unten. Der alte Mann erklärt, er habe gut geschlafen. Der Sohn (oder Enkel?) ist bei ihm. Anke klärt beide über die Diagnose auf. Er wird mit Schmerzmedikamenten entlassen. Die Frau im Zelt kann nach der Punktion deutlich besser atmen.

Soweit, der 1. Teil.

Erfahrungsbericht Haiti

Erfahrungsbericht Haiti von Leandra

 

Im Sommer 2019 habe ich, Leandra, mich zum ersten Mal gemeinsam mit 5 Ingenieuren von EWB aus Karlsruhe nach Haiti aufgemacht, um für 6 Wochen den Verein Pwojè men kontre vor Ort so gut wie mir möglich zu unterstützen. Hierüber werde ich im Folgenden berichten, wobei es sich um meinen persönlichen ersten Eindruck handelt, welcher, verglichen mit dem Bild nach jahrelangen und wiederholten Aufenthalten, sicherlich noch sehr unvollständig ist.

Vorher ein paar Worte zu mir und wie ich dazu gekommen bin, nach Haiti zu gehen: Ich studiere Medizin in Göttingen, weshalb mich im Besonderen die gesundheitliche Lage der Bevölkerung Haitis interessiert. Bis zum damaligen Zeitpunkt war mein Studium allerdings hauptsächlich theoretisch ausgerichtet. Vor meinem Haiti Aufenthalt habe ich schon eine Jahreshauptversammlung und ein Haiti Fest des Vereins Pwojè men kontre besucht, bin ansonsten allerdings sehr unvoreingenommen an die Sache herangegangen. Für Entwicklungsarbeit interessiere ich mich schon länger, hatte zuvor allerdings lediglich über Schule, Fernsehen etc. Kontakt damit und war somit sehr gespannt, was mich tatsächlich erwarten würde.

 

  1. August 2019, es ist Nachmittag, zusammen mit den Ingenieuren komme ich am Flughafen in Port au Prince (PaP) an, müde von der am Tag zuvor begonnenen Reise, aber vor allem gespannt auf die nun beginnende Zeit. Außer unserer Kontaktperson empfangen uns die haitianische Hitze und der Trubel einer Stadt, der ich auf den ersten Blick außer den gekauften, salzigen Kochbananenchips nichts abgewinnen kann: Die vorherrschende Farbe ist ein lehmiges Grau, es ist staubig, schwül, stinkt, Berge von Müll türmen sich an jeder Ecke. Das Gewimmel der vielen Menschen (von denen immer wieder einige versuchen über angebotene Dienstleistungen oder Waren an unser Geld zu kommen) könnte kaum unübersichtlicher sein. Lärm durch Fahrzeuge und die Menschen, die sich etwas mir bis dahin (trotz meiner Französich-Kenntnisse) unverständliches zubrüllen, geben dem Ganzen den Rest. Ab diesem Zeitpunkt geht auch die Reise haitianisch weiter und das viele, schwere Gepäck wird nebensächlich, denn die kommenden 8h sind wir vor allem damit beschäftigt, Nischen für sämtliche unserer Gliedmaßen zu finden und die laute, elektronische, haitianische Musik auszublenden, mit der alle in dem kleinen Bus beschallt werden, ob es ihnen gefällt oder nicht. Und dennoch, immerhin haben wir einen Sitzplatz und sehen aus dem Fenster: Lastwägen, so voll beladen mit Säcken, dass ich befürchte, es könne jederzeit einer verloren gehen, tragen obenauf noch Haitianer – liegend oder sitzend. Was bei einem kleinen Unfall passieren könnte, daran denkt niemand, will niemand denken, wenn es die einzige Möglichkeit ist, um einigermaßen schnell von A nach B zu kommen.

Wir sehen all dies, rümpfen vielleicht die Nase, staunen über alles, was wir so vielleicht bisher nur im Fernsehen gesehen haben und doch bleibt es „ein Abenteuer“ – in 6 Wochen werden wir alle wieder ordentlich angeschnallt im klimatisierten, ruhigen Privatauto, Zug oder Bus sitzen. Dass es hier viel weniger Vorschriften gibt, macht sich nicht nur beim Transport bemerkbar, sondern auch in Protesten, in der Aggressivität die wir immer wieder erleben und die ohne Kenntnisse der Sprache schlecht einzuordnen ist (handelt es sich nur um das übliche lautstarke Gezanke oder fließt gleich Blut?) sowie beim Besuch einer Tropfsteinhöhle: dort gibt es weder Licht, noch Pfade. Unser Guide läuft, wie einige von uns, barfuß auf den rutschigen Steinen.

Es ist mitten in der Nacht, als wir nach der Fahrt über holprige Straßen, um der auch noch nicht vollständig geteerten und nachts von Überfällen heimgesuchten „Rue Nationale“ auszuweichen, in Beaumont ankommen.

 

Im Waisenhaus ist längst Schlafenszeit, trotzdem haben sie uns etwas zu Essen vorbereitet. Es gibt gebackene Kochbananen und Lanm (auch ein stärkehaltiges Gemüse), Fleisch, Pickleys (ein wenig scharfer Kraut-Karottensalat); auf Kreyòl fritay, für das Waisenhaus ein richtiges Festessen. Obwohl sie fast nichts haben, wollen sie uns das Beste geben! Es ist diese Gastfreundschaft und Fürsorge, die ich auch später noch erleben darf und die anzunehmen mir nicht immer leicht fällt, wenn ich daran denke, in welchem Überfluss wir hier in Deutschland leben.

Die respektvolle Behandlung aller Helfer zieht sich durch meinen ganzen Aufenthalt. Die Menschen sind sehr freundlich zu uns, im Dorf wissen alle, warum wir hier sind. Und trotzdem darf man sich nicht zu sehr auf die Menschen dort verlassen. Die Menschen sind gerissen und machen sich gerne einen Spaß daraus, andere über’s Ohr zu hauen. Dies ist nicht böse gemeint ist, wie mir schnell klar wird, sondern mehr Teil ihrer Mentalität. Es gehört dazu zu verhandeln und misstrauisch zu sein, alles andere wird gnadenlos ausgenutzt. Für sich selbst das Beste herauszuschlagen bietet schließlich in vielen Situationen einen entscheidenden Überlebensvorteil, so meine Erklärung. Es gab beispielsweise einen Patienten, der intensive medizinische Versorgung brauchte, es ging um sein Leben. Sein jugendlicher Sohn kam mit ihm zu uns und erbat Hilfe, die Dr. Anke Brügmann ihm gewährt hat. Jedoch wäre zusätzlich eine intensive Pflege und Betreuung wichtig gewesen, die die Ärztin aufgrund der zahlreichen anderen Aufgaben, deren sie sich in Haiti widmet, nicht bewältigen konnte und die auch nicht in ihren Aufgabenbereich fällt. So bat sie darum, dass sich Angehörige um den Erkrankten kümmern sollten. Das ist in Haiti so üblich, examinierte Pflegekräfte sind für andere Arbeiten zuständig, als das, was gefordert war und für den jugendlichen Sohn wäre die Rund-um-die-Uhr-Betreuung doch recht viel verlangt gewesen. Als es aber wirklich darum ging, für den Kranken da zu sein, war von keinem seiner Angehörigen jemand zu sehen und es verstrichen Tage, die der Patient alleine ausharren musste und in denen sich Dr. Brügmann doch zu Aufgaben bewegen lies, die eigentlich wirklich nicht ihre sind. Keiner von ihnen konnte Verantwortung übernehmen. Die Erwachsenen erscheinen mir eher wie große Kinder und in meinen 6 Wochen konnte ich mich immer noch nicht ganz daran gewöhnen, dass diese sich (bis auf einige Ausnahmen natürlich) genauso wenig verantwortungsbewusst verhalten. Mangelnde Bildung und Erziehung ist überall bemerkbar und lässt sich nun einmal nicht durch Lebensjahre kompensieren.

Die schöne Seite an dieser Kindlichkeit ist, dass die Menschen auch zeigen, was in ihnen vorgeht: sind sie sauer, brüllen sie, freuen sie sich, tanzen sie (nach einer Geburt hat mir ein spontaner Freudentanz mit Gesang wirklich Tränen in die Augen getrieben), sind sie beleidigt, ist es unschwer zu erkennen. Das erleichtert das Miteinander ungemein, Missverständnisse was Emotionen angeht, sind selten.

Auch die Verbindung der Haitianer zur Musik ist völlig anders als bei uns. Den Kindern ist es nicht peinlich zu singen, sie singen mit einer Kraft und Freude auch unbekannte Lieder, die ich in Chören bei uns so nie erlebt habe. Bei den Instrumenten sind verschiedene Trommeln in der Überzahl, in einem Gottesdienst waren auch noch Schlagzeug und Gitarren dabei. Der Rhythmus liegt den Menschen im Blut, schon die Kleinsten trommeln oder schwingen ihre Hüften, wie ich es heute noch nicht kann. Ihre Lebensfreude und Begeisterungsfähigkeit ist wirklich ansteckend. Umso trauriger finde ich es, zu wissen, wie wenig all diese Menschen aus ihren Talenten machen können, wie wenig sie gefördert werden können. Die Instrumentenvielfalt und Qualität wie bei uns und ausgebildete Lehrkräfte gibt es einfach nicht.

Die Kinder auf der anderen Seite übernehmen schon deutlich mehr Verantwortung als Kinder bei uns. Schon die Kleinsten wissen, wie man sich um die noch kleineren kümmert, tragen oder wickeln diese mit dem Wissen, was ihnen von den älteren beigebracht wird und so versuche auch ich meine anfängliche Scheu im Umgang mit Babys abzulegen. Hier gibt es keine ständig wachsame Mutter, die nur sehr gut ausgewählte Menschen, nach langer Einweisung in die bevorzugte Art der Pflege und die verwendeten Produkte, an ihren Nachwuchs heranlässt. Man benutzt was es gibt und ist froh um jeden der hilft, hilft auch anderen gerne. Dennoch fehlt aber natürlich einiges an Wissen, was Gesundheit und Schutz der Babys angeht, trotz Anleitung von Dr. Anke Brügmann machen die Menschen es gerne wie gewohnt und das ständige Erinnern an eigentlich schon gesagtes zehrt an den Kräften.

Hat man dann einmal das Verlangen nach Ruhe, Muße und Spiritualität wird einem bewusst, wie selten das anzutreffen ist. In der Kirche ist die Predigt wie die Musik laut und aufrüttelnd, die Leute kehren nicht in sich sondern kommen aus sich heraus. Das Leben ist zwar sehr entschleunigt, dies liegt aber daran, dass vieles einfach nicht schneller geht. Was bei uns eine Aufgabe von Sekunden ist (wie das Auffüllen eines Glases mit sauberem Wasser) kann in Haiti Minuten dauern (einen sauberen Becher finden, je nachdem den Wasserfilter mit einem Eimer auffüllen mit Regenwasser aus Tonnen, die mehr oder weniger weit entfernt sind). All das ist mühsam und hindert einem daran, wichtige Aufgaben schnell zu erledigen. Und dennoch: Aufgaben wie das Waschen von Kleidung oder Befüllen von Pflanzsäckchen mit Erde haben am ehesten noch etwas meditatives.

 

An manchen Abenden zeige ich den Kindern einen Film auf dem Laptop, um den sich dann alle drängen. Meist sind sie so aus dem Häuschen, weil es so etwas Besonderes ist, das man kaum noch etwas versteht. Wenn dann dabei noch etwas zu essen verteilt wird, die Erwachsenen in normaler Lautstärke weiter reden, der Regen mit einer für uns unbekannten Lautstärke auf das Dach trommelt und die Filmsprache französisch ist (für die Kinder ja auch eine Fremdsprache) ist die Konzentration ganz dahin. Trotzdem gibt es Abende, an denen die Kinder dabei zur Ruhe kommen und manche auch schon auf meinem Schoß eingeschlafen sind. Diese Momente waren für mich etwas ganz besonderes und schönes, sie hatten etwas sehr familiäres.

Die Waisenkinder sind wirklich wundervoll! Trotz ihrer Schicksale und den unvorstellbar schlimmen Dingen, die die meisten erlebt haben, sind sie so stark, lebensfroh, rotzfrech, verspielt oder in verschiedenem Maß wissbegierig wie Kinder eben so sind. Wie bei uns haben alle ganz verschiedene Talente und ich finde es sehr schade, wie wenig individuell darauf eingegangen werden kann. Den Betreuerinnen fehlt dazu leider die Ausbildung und der Antrieb und es sind einfach zu viele Kinder. Umso wichtiger, dass freiwillige Helfer versuchen darauf einzugehen und  dass die Kinder über die Schule von Pwojè men kontre eine Perspektive für ihre Zukunft bekommen.

Es ist wirklich schön, den Schulanfang mitzubekommen, wie sich die Kinder aufgeregt richten und freuen. Im Unterricht merkt man allerdings, dass die Atmosphäre viel zu unruhig ist um sich wirklich gut zu konzentrieren. Noch fehlen einige Klassenräume, sodass in der Aula mehrere Klassen parallel untergebracht sind. Dort wird allerdings auch das Essen vorbereitet, was für die Kinder natürlich immer noch ein Highlight darstellt und sie somit ablenkt, genau wie die Größe der Klassen, der Lärm insgesamt und die Hitze. Auch sind die didaktischen Fähigkeiten der Lehrer begrenzt.

An Materialien fehlt es überall: Sobald die Waisenkinder in ihrer Freizeit Stifte und Papier zum  Malen bekommen, (wirklich ihr Lieblingshobby und ich werde wohl ihre Rufe: „Desen, desen!“=“Zeichnung, Zeichnung!“ noch ewig in den Ohren haben) beginnt ein Kampf darum, wer die meisten bekommt, sodass darunter leider oft der eigentliche Sinn dahinter verloren geht. Wer am besten verhandeln und sich am besten behaupten kann, bekommt am meisten. Das ist wohl, was sie eigentlich trainieren und was sicher anders wäre, hätten sie jederzeit Zugriff. So muss man wirklich darauf achten, dass nichts verloren geht. Und trotzdem: meine Haargummis, von denen die Kinder immer ganz fasziniert waren, habe ich immer zurückbekommen ohne danach zu fragen (wenn auch manchmal Tage später). Auf diese Weise kamen mir die Kinder reifer vor, als die Erwachsenen, genauso wenn es um das Wegwerfen von Müll in die Natur geht; ein Zeichen, dass die Arbeit des Vereins Früchte trägt. Denn was die allgemeine Lage in Haiti, wie beispielsweise die Ökologie angeht, gibt es noch viel zu tun, Vermüllung ist ein großes Problem.

Dabei ist die Natur Haitis doch so fantastisch! Die Berge, die Vielfalt uns unbekannter Pflanzen und Insekten (eines der Glühwürmchen beispielsweise war so groß, dass ich es für ein LED Lämpchen gehalten hätte, wüsste ich es nicht besser), die Geräusche, der starke Regen, der atemberaubende Sternenhimmel, der wirklich noch viel heller leuchtet als bei uns, die viel intensiver schmeckenden Früchte und riesigen Avocados. Von letzteren bekommen die Waisenkinder leider auch nicht viel zu sehen. Wieder eine Frage des Geldes und so bekommen die Kinder zur Zeit nur einen frisch gepressten Fruchtsaft in der Woche. Brandrodung durch die Bevölkerung hat leider viele Felder unfruchtbar gemacht. Auch der Müll der Menschen zerstört viel, was mir wieder vor Augen führt, wie wichtig Regeln und Möglichkeiten zur Müllentsorgung und eine Müllabfuhr sind. Es fehlt einfach insgesamt an vielen in unserer Zivilisation mittlerweile für selbstverständlich gehaltenen Errungenschaften.

 

So mangelt es in Haiti noch an vielen anderen einfachen Alltagshilfen, die für uns nicht mehr wegzudenken sind, die man dort allerdings erst einmal einführen muss. Auch das Sauberkeitsbedürfnis der Menschen ist deutlich geringer als bei uns. Ein richtiges Bad gibt es bisher erst im von EWB errichteten Mädchenwohnheim und auch dort ist es schwierig, bei all den kleinen Kindern ohne richtige Putzmittel und geeignete Tücher vor allem bei Regen und dem ansonsten lehmigen Boden das Badezimmer sauber zu halten. Der Geruch nach Urin ist allgegenwärtig und so wird für mich Rauch, der von der Kochstelle oder dem morgens zubereiteten Kaffee (wegen des Preises selten von Betreuerinnen und nie von Waisen getrunken) stammt, zu einem meiner liebsten Gerüche. Was für mich eine Herausforderung darstellt, sind die Menschen dort gewohnt, wieder ein Grund, warum sich alles so langsam ändert. Mit der schlechteren Hygiene gibt es auch deutlich mehr Infektionskrankheiten als bei uns, die Desinfektion von Wunden ist überaus wichtig und auch ich habe mir einen hartnäckigen Racheninfekt eingefangen trotz meines zumindest an deutsche Erreger ansonsten gut angepassten Immunsystems. Auch das Wissen, dass das nächste Krankenhaus (mit nur mangelhafter Versorgung) weit entfernt liegt, ist nicht gerade beruhigend. Die Menschen dort sind damit aufgewachsen, sie sind zäh und machen das Beste aus ihrer Situation. Ich war wirklich erstaunt, als ich das erste Mal einen alten, einbeinigen Mann mit selbst gebauten Krücken einen steilen Berg hinaufeilen sah, um zu einem Gottesdienst zu kommen. Vergleichbar legen hochschwangere Frauen alleine Tagesmärsche zurück, um sich von Dr. Brügmann beraten zu lassen. Gute Medikamente, Materialien und medizinische Geräte sind im Land leider spärlich und Krankenhausaufenthalte für die meisten Menschen nicht erschwinglich. Oft ersuchen Patienten daher auch erst spät Hilfe, wenn Krankheiten schon zu fortgeschritten sind um sie einfach zu behandeln. Jede Hilfe wird gebraucht.

 

Immer wieder bin ich hin und her gerissen: auf der einen Seite bin ich erschöpft, fühle mich vielleicht krank und habe das Gefühl mich viel zu einseitig zu ernähren um alle mir innewohnenden Kräfte mobilisieren zu können und will ich wie bei jeder Reise all die Dinge probieren, die es in diesem Land gibt und die ich von zu Hause nicht kenne. Auf der anderen Seite will ich (vor allem für eine so kurze Zeit) aber auch nicht mehr brauchen, als die Waisenkinder und Haitianer, die schließlich ihr ganzes Leben so verbringen. Meine eigenen Ansprüche an das Leben, die sich hier in Deutschland über die Jahre gebildet haben, kommen mir dekadent vor. Alles, was es für die Waisen abseits des wöchentlichen Speiseplanes gibt, ist auch für sie etwas sehr besonderes, können sie sich nur nicht leisten und die strahlenden, zufriedenen Gesichter zusammen mit dem schmatzenden Geräusch, wenn ich aus Deutschland mitgebrachte Nüsse und Rosinen verteile, oder wenn es Konparèt (ein haitianisches Gebäck mit Ingwer, was etwas an Lebkuchen erinnert, allerdings um einiges härter ist) gibt, werden mich noch lange zum Lächeln bringen. Schon nur 6 Wochen mit dem geringeren Lebensstandard machen mir deutlich mehr zu schaffen, als ich das gerne hätte, für die Haitianer ist dieser normal.

 

Mein Aufenthalt in Haiti hat mich zutiefst spüren lassen, wie zweigeteilt die Welt ist. Wie bei uns die Bettler auf der Straße die Ausnahme bilden, so sind es in Haiti die wohlhabenden Menschen. Diese, die bei uns als völlig normal und durchschnittlich gelten. Das macht mich traurig und wütend, hat doch keiner von uns etwas dafür getan, auf dieser Seite der Welt geboren zu sein. Es ist nur Glück.  Umso wichtiger finde ich es, etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu tun und bewundere die Arbeit aller langjährigen Mitarbeiter von Pwojè men kontre oder auch EWB, allen voran Dr. Anke Brügmann, die niemals so effektiv etwas bewirken könnte, würde sie nicht einen Großteil ihres persönlichen Glücks hinten anstellen. Jede für uns kleine Spende hat für die Waisen oder Kranken in Haiti große Auswirkungen und wird mit größter  Achtsamkeit eingesetzt, nichts wird verschwendet.

Politische Situation auf Haiti und Berichte – Dezember 2019

Politische Situation auf Haiti – Dezember 2019

Auf Haiti erschweren die politischen Unruhen das tägliche Leben. Es gibt Demonstrationen, Straßenbarrikaden, Überfälle, geschlossene Geschäfte, Plünderungen, Knappheit von Benzin und bestimmten Lebensmitteln, entsprechend hohe Preise. Die Großimporteure halten gezielt Ware wie z.B. Mehl zurück, um die Preise hochzutreiben. Der Verkehr zwischen den Städten ist immer wieder ganz eingestellt. Entführungen haben in PauP (Port au Prince) wieder zugenommen. Bis Ende November wurden während eines Monats offiziell 49 Todesopfer der Unruhen gezählt, meist sind es Aktivisten. Nur einmal flog eine Handgranate auf einen vollbesetzten Bus, der komplett ausbrannte. Mehrere wichtige Krankenhäuser sind geschlossen, was Verlegungen unmöglich macht. So z.B. das große staatliche Krankenhaus in Les Cayes, das Krankenhaus La Paix in PauP, und das Bonne Fin in Cavaillon, das die wichtigste unfallchirurgische Anlaufstelle war. Ein Beispiel beschreibt Frau Brügmann: „Bei einem Neugeborenen, Sohn eines unserer Lehrer, bei mir entbunden, hatte ich den Verdacht auf eine schwere angeborene Fehlbildung, an der auch in Europa Kinder sterben, nämlich eine Ösophagusatresie, bei der ein Teil der Speiseröhre nur als Bindegewebsstrang angelegt und nicht durchgängig ist. Mit meinen einfachen Mitteln konnte ich natürlich nicht sicher sein. Der Weg nach Les Cayes war wegen der Unruhen nicht befahrbar, und das wichtigste Krankenhaus sowieso zu. Daher hatte ich Hugo gebeten, das Baby auf seiner Wochenendfahrt mit dem Auto seiner Familie mit nach Jeremie mitzunehmen, um erst einmal eine Diagnose zu stellen. Bei der Einfahrt in Jeremie flogen dann Steine auf das Auto, die Insassen haben es am Straßenrand stehen lassen und sind in ein fremdes Haus geflohen. Erst viel später konnten sie ohne Auto zum Krankenhaus durchkommen. Dort haben sie erst einmal mehrere Tage keinen Arzt gesehen, und als dann einer zur Verfügung war, wurde meine Diagnose leider bestätigt. Eine letzte Hoffnung war die Verlegung in ein Kinderkrankenhaus in Tabarre bei PauP, wo Amerikaner arbeiten, die schwierige Fälle auch mal in die USA mitnehmen. Die Inlandflüge waren aber über Wochen ausgebucht und bis wir eine Ambulanz bekommen konnten, war der Kleine tot.“

„Was wir besonders zu spüren bekommen ist, dass alle Ausbildungsstätten in den größeren Städten geschlossen blieben, Schulen, Berufsschulen und Universitäten. Einige Institutionen haben jetzt Ende November angefangen, andere sind weiterhin zu. Auch unsere eigenen Jugendlichen hingen dadurch in der Luft. Sie haben mindestens drei Monate verloren. Andere werden wohl ein Jahr verlieren. In PauP ist es noch schlimmer. Einige wenige Schulen machen dort jetzt auf, aber die Kinder und Studenten müssen unterwegs an Schießereien vorbei,“ berichtet Frau Brügmann.

Die Ingenieure der EWB Karlsruhe konnten nicht nach Haiti kommen. Es wäre sehr schwierig und gefährlich gewesen, eine Gruppe vom Flughafen die 150 km nach Beuamont durch die Barrikaden zu schleusen. Abgesehen davon gab es auch kein Baumaterial zu kaufen.  

Es gab internationale Verhandlungen, Haiti unter ein internationales Protektorat zu stellen. Da aber dabei der jetzige Präsident nominell an der Macht geblieben wäre, hat die Opposition diese Lösung abgelehnt und angekündigt, die Unruhen trotzdem fortzusetzen.  

Ein eindrucksvolles Bild kann man sich machen, wenn man die Reisebeschreibung von Frau Dr. Brügmann liest. Sie berichtet was sie von Beaumont bis zum Flughafen erlebt hat: „An den Tagen vor der Abreise hieß es, im Viertel Martissant werde wieder vermehrt geschossen, ich könne evtuell nicht durchkommen. Schließlich hieß es am Tag davor, es sei wieder ruhiger. Hugo [ein Vorstandsmitglied in Haiti – Anm. der Verf.], brachte mich früh morgens nach Les Cayes, dort war aber kein Bus zu bekommen, auch nicht einer der Kleinbusse, die sonst immer verkehren. Die Erkundigungen  ergaben, dass die Strecke vor Miragoane blockiert sei. Um weiter zu kommen mussten wir auf dem Schwarzmarkt Diesel für den doppelten Preis kaufen, denn alle Tankstellen waren geschlossen. Wir fuhren dann also mit dem eigenen Auto, bis wir bei Fond des Nègres auf die Schlangen von festsitzenden Lastern und Bussen stießen. Dort bin ich dann auf ein Motorradtaxi umgestiegen. Ich habe etwa 20 Barrikaden gezählt. Meist hatten sie einen Laster auf der Straße quergestellt und rechts und links mit Felsbrocken und Baumstämmen ergänzt. Wenn sich hier ein Auto durchzwängt, ist es zwischen den Barrikaden gefangen und man kann es bequem ausnehmen. Manchmal konnte sich das Motorrad vorbeizwängen, manchmal gab es Umwege auf schmalen Pfaden. Während der ganzen Fahrt betonte der Fahrer, dass das ja jetzt viel schwieriger als geplant sei und dass ich noch was auf den gezahlten Preis drauflegen müsse. Weit und breit kein Polizist. In Miragoane habe ich dann einen Kleinbus bekommen, der ziemlich kriminell nach PauP raste, nur noch einmal durch eine Unfallstelle aufgehalten, und Martissant war absolut friedlich. Als mein bestellter Helfer in PauP am Morgen des Abfluges nicht pünktlich kam, wollte ich schon mal loslaufen. Da gab es bei meinen Gastgebern einen Aufschrei, weil gerade an diesem Morgen wieder viele Passanten in diesem Viertel mit Waffen bedroht und ausgeraubt wurden. Als der Helfer dann doch kam, habe ich ihn mit dem Koffer vorauslaufen lassen, so dass nicht zu sehen war, dass wir zusammengehören. Ein Bandit hätte sich dann eher den weißen Passanten ausgesucht und nichts bei mir gefunden.

Aber wir hatten Glück. In der Wartehalle am Flughafen habe ich dann das Gespräch von anderen Reisenden mitbekommen, die sich gegenseitig erzählten, dass sie regelmäßig auf dem Arbeitsweg von bewaffneten Dieben abgefangen werden, und es satt haben, jedes Mal für den Nachhauseweg zu bezahlen. Wer es sich leisten kann, setzt sich ins Ausland ab.    

Neues von der Arbeit vor Ort:  

Landwirtschaft:

Bei der Wiederaufforstung sind Erfolge zu verzeichnen. Letztes Jahr wurden 2000 Setzlinge gepflanzt: Fruchtbäume: Papayas, Stachelannone. Diese Bäume sind sehr wichtig als Erosionsschutz, Feuchtigkeitsspeicher und Umwandler von Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff. Außerdem sind ihre Früchte wichtige Nahrungs- und Vitaminquellen.

Das Schwein Flavi wurde im November unruhig und kam auf Frau Brügmann zu. Sie wollte signalisieren, dass sie empfangsbereit sei. Schnell wurde ein Eber geholt und Flavi wurde gedeckt.

Auch bei den Hunden gibt es erfreulichen Zuwachs: zwei Welpen wurden zwischen den Felsen geboren, werden gut versorgt und sind wohlauf. Das Mädchen heißt Mila, der Junge Buki. Buki ist eine Figur aus einem Haitianischen Märchen. Die Hunde sind wichtig als Spielkameraden, aber auch als Wachhunde gegen Einbrecher.

Zwei Katzen wurden gestohlen. Katzen werden gebraucht, weil sie die Ratten bekämpfen. Es sind schon wieder zwei neue Katzen da. Sie heißen Tim und Cinderella. Tim ist nach einer Haitianischen Redensart genannt und Cinderella hat ihren Namen bekommen, weil sie so gerne in der warmen Asche liegt.

Medizin:

Nach wie vor kommen viele, viele Frauen, um zu entbinden oder zur Kontrolle bei Schwangerschaften. Ansonsten kommen vor allem Unfallverletzte und Kranke, die an Infektionskrankheiten leiden.

Es stehen täglich große Menschentrauben vor dem Tor. Bald ist Bürgermeisterwahl. Ein Kandidat meinte: der beste Platz für eine Wahlkampfveranstaltung sei das Tor von menkontre. Da würde man am meisten Menschen erreichen, weil hier immer Trauben von Menschen sich versammeln, die medizinische Hilfe benötigen.  

Schule:

Die Schule ist geöffnet. Wegen der Unruhen können einige Schulen nicht besucht werden.

Kinder und Jugendliche in Schule und Waisenhaus:

Viele Schüler*innen helfen mit: Ein Schüler, der vor dem Abitur steht, hilft z.B. mit Noten bei den Examen in Excel einzugeben. Die Schüler*innen helfen auch viel mit, Dinge zwischen den beiden Standorten hin- und herzutransportieren. Essen wird an einem Standort gekocht und muss auch zum anderen Standort gebracht werden. Samstags sind die Schüler*innen in der Landwirtschaft tätig. Natürlich waschen sie auch ihre Wäsche selbst. Auch die Betreuung von jüngeren Kindern wird oft von älteren mitübernommen. In der Baumschule sind Schüler*innen ebenfalls eingebunden. Manche sammeln auch die Kerne der Tomaten, trocknen sie und geben sie ab, damit man Tomatensetzlinge ziehen kann.  

Bauen:

Sozialwohnungen in der Stadt sind teilrenoviert. Dort leben ehemalige Schüler*innen, um eine Ausbildung zu machen. Kantine: Der Speisesaal ist fast fertig. Es gibt zwar noch keine Möbel, aber Platz! Der Platz bedeutet, eine große Entlastung. Auch die Regale sind in der Kantine eingebaut. Jetzt können Lebensmittel in größeren eingekauft werden, wenn es welche gibt. Es gibt nun genug Lagerkapazität. Momentan wäre es für die Ingenieure aus Karlsruhe aufgrund der Unruhen viel zu gefährlich nach Haiti zu fliegen. Aber es können auch Arbeiten ohne die Ingenieure verrichtet werden. Die Jugendlichen tragen z.B. Geröll vom Aushub in Handarbeit weg. Im kommenden Jahr stehen folgende Arbeiten an, wenn die Ingenieure wieder kommen können: Die Wasserversorgung muss in Angriff genommen werden. Die Zisterne muss fertig gebaut werden. Die Kantine braucht Gasanschlüsse, Gaskocher und die Wasserversorgung. Im Moment wird jemand gesucht, der ein oder mehrere Wohnhäuser in Holzbauweise in Fontrankil, dem zweiten Standort bauen kann. Dort werden dringend Wohnhäuser für die Kinder und Jugendlichen benötigt, die noch am alten, gefährlichen Standort wohnen. gebaut wird.

Zurück aus Haiti

von Stefan Willeitner

Stefan Willeitner ist wieder zurück aus Haiti und hat einige Bilder mitgebracht. Er schreibt dazu:

Es war schön, alle Kinder und Jugendlichen wiederzusehen und mit ihnen
gemeinsam den Alltag zu teilen und etwas zu unternehmen. Der absolute
Renner bei den Spielen ist „Mensch ärgere dich nicht“, das wie bei uns,
aber auch abgewandelt mit zwei Würfeln gleichzeitig, gespielt wird und
das in allen Altersklassen. Die Spielbretter hat die Französische Schule
in Tübingen für uns hergestellt.
Bei den Ausflügen waren die Fahrten an einen kleinen Fluss mit verschie-denen Becken, ans Meer und in eine Tropfsteinhöhle die Höhepunkte.
Ich habe in einem Zimmer auf unserem alten Gelände übernachtet. Dort
bin ich manchmal durch Verkehrslärm oder laute Musik geweckt worden.
Die jetzt geteerte neue Nationalstraße geht direkt an unserem Gelände
vorbei und die Fahrzeuge rasen entsprechend.
Da war es richtig wohltuend auf unserem neuen Gelände ohne Verkehrs-lärm und viel Grün. Daher ist es so wichtig, dass auf dem neuen Gelände die Schulkantine und neue Klassenzimmer gebaut werden. Dann müssen die externen Kinder nicht mehr die gefährliche Nationalstraße entlang zur
Schule laufen.

Spaß mit den neuen Spielen

In der Tropfsteinhöhle

Schwimmen im Meer

Englisch Nachhilfe

Bericht unserer Vorstandsmitglieder Jörg Wulle und Stefan Willeitner vom August 2018 aus Beaumont

Wir haben heute Sonntag den 19.8.2018 und es sind jetzt zweieinhalb Wochen, dass Stefan Willeitner und ich mal wieder in Beaumont angekommen sind. Der Administrator unseres haitianischen Partnervereins Hugo Bazile holte uns, wie bei jedem Haiti-Besuch, zuverlässig am Flughafen ab und es ging sofort aus der Hauptstadt Port-au-Prince heraus auf die ca. 250 km lange Strecke in den Südwesten des Landes.

Nach freudiger Begrüßung durch die Waisenkinder und die Mitarbeiter bezogen wir unsere Zimmer in der nach dem Hurrikan Matthew wiederhergestellten alten Anlage des Waisenhauses im Ortsteil Nan Guinen von Beaumont.

Gleich am nächsten Tag zog es Stefan und mich jedoch zu unserer neuen Anlage im Ortsteil Fontrankil, wo uns unsere Vereinsvorsitzende Dr. Anke Brügmann, wieder mal, oder besser gesagt, wie immer, stark durch medizinische Notfälle in Anspruch genommen, begrüßte. Wir haben den anschließenden Rundgang auf dem Gelände deshalb ohne sie vorgenommen.

Ja, es hat sich da einiges getan seit meinem letzten Haiti-Aufenthalt im Dezember 2017. Die angehenden Bauingenieure vom Verein „Engineers Without Borders“ (EWB) aus Karlsruhe haben für uns weitere Schul- und Vorschulgebäude errichtet. Es stehen jetzt insgesamt fünf dieser Gebäude, in zweien davon fand bislang aber noch kein Unterricht statt.

Und zwar auch deshalb nicht, weil wir im Moment nicht genügend Schulmöbel zur Vefügung haben. Das wird sich aber bald ändern, denn kurz vor der Abreise von Stefan und mir wurde in Wolfach ein weiterer Container unter anderem auch mit Schulmöbeln auf die Reise nach Haiti geschickt. Die Frachtpapiere für den Zoll in Port-au-Prince habe ich nach Beaumont mitgebracht.

Stefans und mein Rundgang führte uns weiter zum ersten Wohnhaus für unsere Waisenkinder auf dem neuen Gelände, das die Ingenieure von EWB zum ganz großen Teil bereits im vergangenen Jahr errichtet hatten. Nachdem zuletzt auch die Fensterläden eingebaut wurden, ist das Haus jetzt bewohnbar und zwei Betreungsgruppen mit 16 Mädchen im Alter von 7 Monaten bis ca. 9 Jahren konnten zu Beginn der Woche dort einziehen. Bezüglich der Fenster muss man wissen, dass in Haiti Glasfenster nicht üblich sind und besonders im Erdgeschoß es deshalb unerlässlich ist, Fensteröffnungen mit festen Läden verschließen zu können.

Ansonsten werden die Bewohnerinnen des neuen Hauses von allen beneidet, weil sie bislang die einzigen sind, die Toiletten und Duschen im Wohnhaus haben. Alle anderen Kinder unseres Waisenhauses und auch das Betreuungspersonal muss dazu mehr oder weniger weit über den Hof gehen. Auch Duschen waren bisher in unserer Anlage nicht bekannt. Man musste und die meisten müssen es immer noch, das Wasser im Eimer an der Wasserstelle holen und es im Sanitärraum mit der Schöpfkelle über sich schütten.

Derzeit sind auch in Haiti Schulferien. Um unseren Waisenkindern etwas Abwechslung zu bieten, hat sich der haitianische Vorstand entschlossen, unseren Betreuungsgruppen im Rahmen eines kleinen Ferienprogramms einen jeweils dreitägigen Aufenthalt in unserem Wohnheim Camp Perrin in der Nähe der größeren Stadt Les Cayes anzubieten. Dort sind das Jahr über ältere Jugendliche untergebracht, die in Les Cayes weiterführende Schulen bzw. eine Ausbildung absolvieren, jetzt aber auch Ferien haben und solange in unserer Anlage in Beaumont wohnen.

Weil wir zu wenige Mitarbeiter mit Führerschein haben, werde ich mich morgen Nachmittag wieder auf die ca. 50 km lange Strecke machen um die nächste Gruppe nach Camp Perrin zu bringen und dort die Jungs-Gruppe abholen, die ich vorgestern hingefahren habe. Zuvor soll jedoch noch auf dem Markt in Beaumont eine kleine Ziege gekauft werden, die einer unserer Mitglieder bzw. dessen Tochter gespendet haben und zwar dadurch, dass die Tochter auf das ihr eigentlich zugedachte Geschenk zum 40. Geburtstag verzichtet hat. Das hilft uns jetzt weiter bei der Ziegenzucht in unserer Landwirtschaft.

Eindrücke

Die Kinder und Jugendlichen spielen gerne in ihrer Freizeit …




In den Ferien wurden Ausflüge gemacht

  • … ans Meer

  • und in unser Wohnheim nach Camp-Perrin

  • Es wurde aber auch gelernt.

    In der Landwirtschaft geht es nach dem Hurrican weiter aufwärts.

  • Die EWB-Studenten aus Karlsruhe bauen weiter für uns und bereiten das Gelände für weitere Baumaßnahmen vor.

  • Tag für Tag

  • Es wurde Kommunion

  • und Firmung gefeiert.

  • Es gab Fortbildungen für Betreuerinnen und Lehrer.

  • Bericht aus Haiti von Stefan Willeitner 15.08.2018

    Auch wenn die EWB aus Karlsruhe noch nicht da sind, gehen bei uns die Bauarbeiten auf dem neuen Gelände trotzdem weiter. Gerade wurde der Pausenhof zwischen den Vorschulgebäuden asphaltiert. Manche Schüler erhalten Zusatzunterricht in Klein- und Großgruppen, um Gelerntes nachzuarbeiten. In der Zyklonzeit fiel ja viel Unterricht aus.

    Stefan Willeitner

    Bericht von Herrn Wulle vom August 2017

    Bericht Waisenhaus Menkontre von Jörg Wulle, Vorstandsmitglied

    August 2017

    Wir haben heute den 14. August 2017 und es liegt jetzt genau zwei Wochen zurück, dass die Vorstandsmitglieder Stefan Willeitner und Jörg Wulle in Beaumont angekommen sind. Ein besonderes Ereignis habe ich zum Anlass genommen, gerade heute diesen Bericht zu schreiben. Es ist die Geburt von zwei Mädchen, also Zwillingen, deren Mutter aus einem sehr entfernten Dorf stammt. Ja, es hat sich weit herumgesprochen, dass unsere Vereinsvorsitzende Dr. Anke Brügmann sich als Medizinerin verantwortlich fühlt, Menschen in medizinischen Notlagen die am Tor des Waisenhauses anklopfen, zu helfen.

    Derzeit haben wir eigentlich genügend anderes zu tun. Zum Beispiel mit dem Bau weiterer Gebäude auf unserem neuen Gelände in Fontrankil (es steht jetzt der Neubau des ersten Kinderwohnhauses für Mädchen kurz bevor, zusätzlich zu der großen Halle und den ersten vier Klassenzimmer-Gebäuden, die bereits im letzten und vorletzen Jahr gebaut wurden), oder mit den Anmeldungen zu unserer Schule. Diese Anträge auf Schulanmeldung haben sich weiter erhöht, auch durch den Zuzug von Familien aus entlegenen Bergdörfern, die durch den Hurrikan Matthew ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Eine Ablehnung dieser Anträge hat oft zur Folge, dass die Kinder dieser in der Regel ärmeren Familien aufgrund des deutlich höheren Schulgeldes anderer Schulen überhaupt nicht zu Schule gehen können und ein Leben lang Analphabeten bleiben.

    Wie immer im Sommer geht es bei den aktuellen Sitzungen und Besprechungen zu einem großen Teil um die älteren Waisenkinder, die den Schulbesuch jetzt beendet haben und nun eine Berufsausbildung anstreben. Je nach Neigung, Fähigkeiten und zu erwartenden Lernerfolgen versuchen wir hierbei für die Jugendlichen das Richtige zu finden. Da es in Beaumont selbst nicht viele Ausbildungsplätze gibt, ist das oft nicht ganz einfach.

    Die derzeitigen Ferien werden auch genutzt um mit einem Teil der Kinder Ausflüge zu unternehmen. Stefan und ich fuhren hierbei letzte Woche mit den etwas älteren Jungs an einen tollen Strand an das karibische Meer und mit den kleineren Mädchen an einen flachen Kiesstrand an einem Fluß. Beide Touren haben den Kindern großen Spaß gemacht.

    Jörg Wulle, Vorstandsmitglied

    In weitem Umkreis um Beaumont gibt es keine zweite solche Badestelle für kleine Nichtschwimmer. Zu Fuß geht es schon gar nicht, da kommt man nur mit dem Auto hin. Für sie war es das Highlight der Sommerferien.

    Bericht Waisenhaus Menkontre August 2017

    Bericht Waisenhaus Menkontre

    August 2017

    Wir haben heute den 14. August 2017 und es liegt jetzt genau zwei Wochen zurück, dass Stefan Willeitner und ich in Beaumont angekommen sind. Ein besonderes Ereignis habe ich zum Anlass genommen, gerade heute diesen Bericht zu schreiben. Es ist die Geburt von zwei Mädchen, also Zwillingen, deren Mutter aus einem sehr entfernten Dorf stammt. Ja, es hat sich weit herumgesprochen, dass unsere Vereinsvorsitzende Dr. Anke Brügmann sich als Medizinerin verantwortlich fühlt, Menschen in medizinischen Notlagen die am Tor des Waisenhauses anklopfen, zu helfen.

    Derzeit haben wir eigentlich genügend anderes zu tun. Zum Beispiel mit dem Bau weiterer Gebäude auf unserem neuen Gelände in Fontrankil (es steht jetzt der Neubau des ersten Kinderwohnhauses für Mädchen kurz bevor, zusätzlich zu der großen Halle und den ersten vier Klassenzimmer-Gebäuden, die bereits im letzten und vorletzen Jahr gebaut wurden), oder mit den Anmeldungen zu unserer Schule. Diese Anträge auf Schulanmeldung haben sich weiter erhöht, auch durch den Zuzug von Familien aus entlegenen Bergdörfern, die durch den Hurrikan Matthew ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Eine Ablehnung dieser Anträge hat oft zur Folge, dass die Kinder dieser in der Regel ärmeren Familien aufgrund des deutlich höheren Schulgeldes anderer Schulen überhaupt nicht zu Schule gehen können und ein Leben lang Analphabeten bleiben.

    Wie immer im Sommer geht es bei den aktuellen Sitzungen und Besprechungen zu einem großen Teil um die älteren Waisenkinder, die den Schulbesuch jetzt beendet haben und nun eine Berufsausbildung anstreben. Je nach Neigung, Fähigkeiten und zu erwartenden Lernerfolgen versuchen wir hierbei für die Jugendlichen das Richtige zu finden. Da es in Beaumont selbst nicht viele Ausbildungsplätze gibt, ist das oft nicht ganz einfach.

    Die derzeitigen Ferien werden auch genutzt um mit einem Teil der Kinder Ausflüge zu unternehmen. Stefan und ich fuhren hierbei letzte Woche mit den etwas älteren Jungs an einen tollen Strand an das karibische Meer und mit den kleineren Mädchen an einen flachen Kiesstrand an einem Fluß. Beide Touren haben den Kindern großen Spaß gemacht.

    Am Tag ihrer Geburt, dem 14. August 2017 fotografiert: Klara (unten) und Nora haben wir sie mal genannt, zur Welt gekommen auf unserem neuen Gelände in Fontrankil. Da ihre Mutter psychisch behindert und mit der Versorgung der beiden wohl überfordert ist, war bei der Abreise von Stefan Willeitner und mir einige Tage später noch nicht ganz klar, wie sich das mit den beiden weiter entwickelt.

    Vorstandsmitglied Stefan Willeitner unternahm bei seinem Besuch mit den Waisenkindern einen der seltenen Ausflüge ans Meer. Obwohl das Meer kaum 15 Kilometer Luftline entfernt vom Heim liegt, haben etliche der Kinder das karibische Meer noch nie gesehen. Bei einem Ausflug nach Jeremie hatten die Kinder ein ganz besonderes Erlebnis: Sie durften einen UN-Hubschrauber von innen besichtigen.

    Ausflug ans Meer mit Vorstandsmitglied Stefan Willeitner

    August 2016 – Stefan Willeitner flog Anfang August 2016 für 5 Wochen nach Haiti. Der Lehrer, der auch Vorstandsmitglied des Vereins ist, unterstützt die Vereinsvorsitzende Anke Brügmann vor Ort bei ihren vielfältigen Aufgaben. Aufgrund seiner pädagogischen Erfahrung kümmert er sich besonders um die Kinder des Waisenhauses. So hat er kurz nach seiner Ankunft in Beaumont mit einem Teil der größeren Jungs einen Ausflug nach Jeremie unternommen. Dort hatten sie ein ganz besonderes Erlebnis: Sie durften einen UN-Hubschrauber von innen besichtigen. Anschließend gab es viel Spaß bei einem Bad im Meer.

    Der haitianische Vereinsvorstand tagt mit Anke Brügmann in der Baustelle der großen Halle. Thema sind vorrangig Probleme einzelner Kinder. Angesichts des steigenden Durchschnittsalters der Kinder zeigt sich auch in Haiti: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Die neue Schulhalle dient bereits als provisorischer Unterrichtsraum.

    Große Kinder, große Sorgen – Vorstandsmitglied Jörg Wulle zum dritten Mal in Haiti

    Juli 2016 – Es ist Freitag, der 8. Juli 2016 und ich sitze am Schreibtisch in der großen Halle, deren Richtfest ich im letzten Dezember miterlebt habe. An diesem Tisch nimmt unsere Vereinsvorsitzende Anke Brügmann in diesen Tagen die Anmeldungen von Schülern an unsere Schule für das demnächst beginnende neue Schuljahr entgegen. Die Nachfrage ist riesengroß und längst dient die Schule nicht mehr nur den Kindern des Waisenhauses. In einem benachbarten Dorf wurde die einzige Schule geschlossen. Weil sie mit den Lernerfolgen in anderen Schulen nicht zufrieden sind, versuchen Eltern ihre Kinder an der Schule unseres Vereins anzumelden. Oder die Familie mit fünf Kindern, von denen bislang kein einziges eine Schule besucht hat. Wenigstens das kleinste Kind soll lesen und schreiben lernen, auch wenn das Elterngeld für die Vorschule zusammengekratzt werden muss, obwohl diese Gebühren für unsere Schule eher symbolhaft sind.
    Es gibt eine Menge Gründe, warum Anke Brügmann derzeit vom frühen Morgen bis in den Abend mit Schulanmeldungen beschäftigt ist. Die Folge ist, dass, so wie das jetzt aussieht im kommenden Schuljahr wohl nahezu alle Klassen zweizügig gefahren werden müssten, aber es fehlen die Lehrer…

    Heute ist ein besonderer Tag, kurz vor 8 Uhr wurden die Schulanmeldungen unterbrochen, weil Anke Brügmann mit einer Kindergruppe des Waisenhauses einen der seltenen Ausflüge unternimmt. Nicht jedes Jahr kommen dabei alle Gruppen dran, aber immer in den Sommerferien wird einem Teil der Kinder ein solches Erlebnis geboten. Die Kleinen, die heute unterwegs sind, wollten zum Baden ans Meer. Obwohl es kaum mehr als 15 Kilometer Luftline Entfernung sind, haben etliche der Kinder das karibische Meer noch nie gesehen.

    Hier auf der Baustelle in Fontrankil gehen unterdessen die Arbeiten weiter. Rund um die große Halle sind seit Beginn dieses Jahres Nebenräume entstanden, die teilweise schon in den letzten Monaten zur Unterbringung der Vorschulgruppen dienten. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll auch die erste Wohngruppe des Waisenhauses hier einziehen.
    In den nächsten Tagen werden mit Hilfe eines geliehenen Baggers (unser Verein zahlt nur den Baggerfahrer und die Kraftstoffkosten) noch etliche Vorarbeiten für Grundmauern weiterer Gebäude und Wegearbeiten vorgenommen. Bei dem steinigen und felsigen Gelände hat es sich gezeigt, dass der Einsatz schweren Geräts unbedingt notwendig ist.

    Neben alldem geht der tägliche Betrieb des Waisenhauses weiter. Das Foto zeigt eine Sitzung des haitianischen Vereinsvorstandes in der Baustelle der großen Halle, unmittelbar vor der Türe, hinter der Anke Brügmann seit einigen Monaten wohnt bzw. als erste Bewohnerin in Fontrankil eingezogen ist. Thema der Sitzung sind vorrangig die Probleme einzelner Kinder. Angesichts des sich in letzter Zeit erhöhenden Durchschnittsalters der Kinder zeigt sich hierbei die Wahrheit der auch in Haiti geltende Regel: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.