Stefan Willeitner aus dem Vorstand verbringt einen Teil seines Sabbatjahres in Haiti. Er kann vor Ort seine beruflichen Erfahrungen als Sonderschullehrer nutzen und übernimmt wichtige Aufgaben in der Projektleitung. Das Grundstück für den Neubau von Schule und Waisenhaus ist schwierig zu bebauen. Wir freuen uns sehr, dass die „Engineers Without Borders“, eine junge Gruppe angehender Bauingenieure aus dem Karlsruher Institut für Technologie, uns vor Ort unterstützen wird. Günther Stuffler, Architekt und ehemaliges Vorstandsmitglied, hilft ebenfalls ehrenamtlich bei der Bauplanung. An unserer Schule hat wieder einmal die komplette Abschlussklasse die staatlichen Prüfungen bestanden. Daher war der Ansturm bei den Neueinschreibungen groß, alle wollen einen Platz in der Men-kontre-Schule, die derzeit 265 Schüler hat.

Rundbrief und Einladung zur Jahreshauptversammlung am 14. März 2015 in Wolfach

Liebe Freunde, Mitglieder, Paten und Spender,

wir möchten Sie hiermit ganz herzlich zu unserer Jahreshauptversammlung einladen,
am Samstag, 14. März 2015 um 17 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Wolfach.
Diesmal ist es besonders wichtig für uns, dass sich viele Mitglieder an der Versammlung beteiligen, weil wir für 2015 viel vorhaben. Stefan Willeitner wird aus Haiti zurück sein und über seine Eindrücke berichten, und wir hoffen, dass auch ein Vertreter der „Engineers Without Borders“, eine junge Gruppe von angehenden Bauingenieuren aus dem Karlsruher Institut für Technologie, mit dabei sein kann. Das Protokoll der Versammlung können Sie anschließend bei uns anfordern oder im Internet nachlesen.

Bereits ab 16.30 Uhr werden Bilder gezeigt werden, die sonst während der Sitzung nie genug Raum finden.

Die Tagesordnung:

1. Begrüßung

2. Jahresbericht Deutschland 2014

3. Jahresbericht Haiti 2014

4. Kurze Bildpräsentation

5. Kassenbericht 2014

6. Geplante Aktivitäten Deutschland 2015

7. Geplante Aktivitäten Haiti 2015

8. Vorstandswahl

9. Verschiedenes

Zusammen mit diesem Rundbrief erhalten Sie die Spendenbescheinigungen. Teilen Sie uns mit, falls etwas fehlt. Manchmal sind die Spenden auf den Kontoauszügen nicht eindeutig zuzuordnen, da hilft uns eine Rückmeldung. Einfache Briefe während des Jahres verschicken wir gerne kostensparend als E-Mail. Vielleicht können wir Ihre Mailadresse noch ergänzen, sie wird vertraulich behandelt. Die Rundbriefe kommen etwa zwei Mal im Jahr und enthalten nur Informationen.

Vorstandsvorsitzende Anke Brügmann und Vorstandsmitglied Stefan Willeitner vor Ort in Haiti
Auch im vergangenen Jahr war ich vier Mal in Haiti, und auch diesmal waren es zusammen fast sieben Monate. Im Mai war Herr Alfred Barkow vom SES wieder dabei, um das Landwirtschaftsprojekt zu betreuen. Im Oktober ist Stefan Willeitner aus dem Vorstand mit eingereist, der einen Teil seines Sabbatjahres in Haiti verbringt und erst zur Hauptversammlung wieder zurückkehren wird. Neben seiner beruflichen Erfahrung als Sonderschullehrer kann er auch wichtige Aufgaben in der Projektleitung übernehmen. Diese kompetente Präsenz vor Ort ist sehr wichtig für uns.
Die politische Lage ist nicht immer ganz einfach in Haiti. Während ich dies schreibe, wird mir wieder von Demonstrationen berichtet. Es wird ein Regierungswechsel gefordert. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage stabilisiert. Für uns als internationale Hilfsorganisation ist politische Neutralität wichtig.

Viele Probleme durch die große Trockenheit
Besonders schwierig war dieses Jahr durch die große Trockenheit. Die Frühjahrsregenzeit ist praktisch ausgefallen. Viele Quellen sind versiegt. Oft konnten wir kaum genug Trinkwasser auftreiben. Mit Körperhygiene und Waschwasser musste gespart werden. Für Landwirtschaft und Viehzucht war kaum etwas übrig. Oft mussten wir das Wasser mit dem Auto von weit herholen. Im letzten Herbst hat die Regenzeit wieder eingesetzt, aber längst nicht so ergiebig wie es notwendig gewesen wäre. Leider sind dauerhafte Klimaänderungen zu befürchten.
Dadurch hat auch unsere Landwirtschaft sehr gelitten. Ein Teil der Ernte wurde vernichtet und vieles konnte erst gar nicht angepflanzt werden. Weil es nicht genug Futter und Trinkwasser gab, musste eher Vieh verkauft werden, als dass wir unseren Bestand erweitern konnten. Jetzt haben wir Pläne, Kühe, Schafe und Ziegen verbesserter Rassen dazuzukaufen. Dieses Jahr haben wir einen neuen Hühnerstall mit Hühnerhof gebaut, denn bisher haben sich unsere Hühner immer an den Epidemien in der Umgebung angesteckt und müssen nun ganz getrennt gehalten werden. Trotz aller Probleme liefert die Landwirtschaft jetzt regelmäßig Lebensmittel an das Waisenhaus. Es ist noch kein großer Beitrag, aber es gelingt viel besser, den Bedarf an Frischprodukten wie Obst und Gemüse zu decken, wenn gerade nichts auf dem Markt ist. Für die Weiterverarbeitung warten wir dringend auf die freiwerdenden Räume im jetzigen Waisenhaus. Leider ist es uns nicht gelungen, wie geplant, einen deutschen Entwicklungshelfer für das Projekt zu bekommen. Dennoch gibt sich unser haitianischer Landwirtschaftstechniker mit seinem Team viel Mühe, das Projekt voranzubringen. Neue Impulse kommen immer wieder von unserem SES-Mitarbeiter Alfred Barkow.

Alle Schüler der Abschlussklasse bestehen die staatlichen Prüfungen
In unserer Schule hat wieder einmal die komplette Abschlussklasse die staatlichen Prüfungen bestanden. Daher war der Ansturm bei den Neueinschreibungen groß, obwohl wir darauf hinweisen mussten, dass unter schwierigen Bedingungen unterrichtet werden muss, mehrfacher Standortwechsel, Baustellenlärm, Unterricht im Zelt oder in angemieteten provisorischen Räumen wurde angesagt, aber das hat niemanden abgeschreckt: Hauptsache ein Platz in der Men-kontre-Schule. Viele wurden abgelehnt, aber dennoch haben wir zur Zeit 265 Schüler. Auch dieses Jahr müssen wieder neue Lehrer eingearbeitet werden. Solange ich in Haiti bin, gibt es jeden Mittwoch Fortbildungen.
Ein gesellschaftliches Problem, nicht nur an unserer Schule, sind Kinderschwangerschaften. Immer wieder werden Mädchen zwischen 14 und 16 schwanger. In anderen Schulen werden diese Kinder von der Schule verwiesen und öffentlich verspottet, während sich die meist erwachsenen Väter der Babys nicht verantworten müssen. Wir haben uns in der letzten Zeit sehr dafür eingesetzt, dass diese Kinder weiter zur Schule gehen können, arbeiten aber auch an der Aufklärung der Schüler und Eltern.

75 Kinder und Jugendliche im Waisenhaus – Neubau soll beengte Wohnsituation verbessern
Im Waisenhaus betreuen wir weiter 75 Kinder und Jugendliche in 6 internen und 3 externen Wohngruppen. Einige besonders gute Schüler sind zum Schulbesuch in einer anderen Stadt untergebracht. die Gruppe der großen Jungs wohnt sehr zusammengepfercht in angemieteten Räumen in unserer Kleinstadt Beaumont. Für die großen Mädchen haben wir letztes Jahr ein Haus in unserer Nachbarschaft umgebaut, das uns bereits gehörte. Es ist sehr wichtig, dass die Großen etwas abseits vom Waisenhausbetrieb mit etwas anderen Regeln und mehr Selbstverantwortung leben können. Dennoch treffen sich oft alle im Waisenhaus, zum Essen, zum Feiern, zum Lernen oder in den Ferien. Alle Jüngeren wohnen direkt im Waisenhaus. Jeweils 8 – 9 Kinder bilden eine Gruppe. Alles ist im Moment noch sehr eng, aber wir freuen uns auf den Neubau, wenn wir das Leben in den Gruppen familiärer gestalten können.
Unser Sozialhilfeprogramm muss leider etwas reduziert werden. Dennoch bekommen weiterhin 70 bedürftige alte und kranke Menschen Lebensmittelpakete und unsere Sozialwohnungen sind alle belegt. Ich würde mir sehr wünschen, dass dieses Projekt trotz der schwierigen finanziellen Lage nicht ganz aufgegeben werden muss.
Inzwischen haben wir die Baustelle für die neue Nationalstraße praktisch vor der Haustür. Besonders schlimm war es im Sommer, als immer wieder Sprengungen durchgeführt wurden. Jedes Mal wurde unsere ganze Institution aufwändig ohne Vorwarnung evakuiert, obwohl ich wegen einer Epidemie immer Kinder mit hohem Fieber hatte. Unsere Gebäude wurden mehrfach durch herumfliegende Geröllbrocken beschädigt. Die Lehrer klagen, dass der Lärm den Unterricht beeinträchtigt.

Schwierige Verhandlungen bei Landkauf für Neubau von Schule und Waisenhaus – Junge Karlsruher Ingenieure übernehmen Bauaufsicht
Im Frühjahr ist es uns gelungen, nach sehr schwierigen Verhandlungen Land dazuzukaufen, das wir für den Umzug mit Waisenhaus und Schule brauchen. In letzter Minute hatte der Besitzer eines Nachbargrundstückes einen Rückzieher gemacht, deswegen mussten wir auf die andere, unwegsamere Seite ausweichen. Inzwischen sind wir bei den Vorbereitungen für die Bauarbeiten. Mit Hilfe unserer großen Jugendlichen haben wir das Gelände provisorisch eingezäunt, angefangen, Geröll aufzuschichten und Gebäudegrenzen mit Schnüren abzustecken.
Günther Stuffler, Architekt und ehemaliges Vorstandsmitglied, unterstützt uns ehrenamtlich bei der Bauplanung. Das wichtigste ist, dass wir eine Lösung für die Bauaufsicht gefunden haben. Wir freuen uns sehr, dass die „Engineers Without Borders“, eine junge Gruppe von angehenden Bauingenieuren aus dem Karlsruher Institut für Technologie, sich entschlossen hat, mit uns zusammen zu arbeiten. Die Ingenieure haben bereits im letzten Sommer ein Projekt in Haiti abgeschlossen. Danach haben sie uns in Beaumont besucht, und dabei fiel ganz schnell die Entscheidung, dass wir das Folgeprojekt sein werden.
Nun soll in sechs Phasen gebaut werden. Die erste Bauphase wird die schwierigste sein, denn da geht es um Wasser und Abwasser. Im Frühjahr wird ein Team der Engineers Without Borders nach Beaumont reisen. Im Rahmen der Bauarbeiten sollen auch wieder Container nach Haiti geschickt werden. Bauholz soll mit Hilfe der Zimmerei Sindlinger in Esslingen vorgefertigt verschickt werden, um die Abholzung vor Ort nicht zu unterstützen.

Erstmals Sorgen um Finanzierung der verschiedenen Projekte – Preissteigerungen in Haiti
Dieses Jahr machen wir uns zum ersten Mal ernsthaft Sorgen um die Finanzierung unserer Projekte. In Haiti wird alles teurer. Jedes Jahr sind Steigerungen der Aufwendungen für Gehälter und Lebenshaltungskosten unvermeidlich, auch ohne den Umfang unserer Aktivitäten zu erhöhen. In Deutschland haben wir zwar keinen Einbruch bei den Spenden aber sie werden durch andere internationale Brennpunkte eher weniger. Zum Teil mussten wir Rücklagen zur Deckung unserer laufenden Kosten einsetzen. Darüber hinaus müssen wir den Neubau finanzieren. Durch ehrenamtliche Bauaufsicht und Materialspenden versuchen wir, die Kosten möglichst niedrig zu halten, aber es ist dennoch eine riesige Investition. Wir brauchen viel Unterstützung in dieser schwierigen Situation.
Wir möchten uns bei allen Spendern und Helfern ganz herzlich bedanken. Oft halten sie seit vielen Jahren zu uns, aber wir haben auch wieder viele neue Interessenten dazu gewonnen. Viele von Ihnen haben Veranstaltungen organisiert, Material gesammelt oder einfach immer wieder gespendet. Ganz besonders möchte ich den vielen Schülern danken, die sich immer wieder etwas einfallen lassen, um unsere Schulkantine zu finanzieren.
Wir freuen uns auch stets über Helfer für die Arbeit in Deutschland oder Haiti aus den verschiedensten Berufsgruppen. Überlegen Sie sich, ob Sie aktiv etwas mit einbringen können.
Über unsere Homepage können sie sich ständig über Neues informieren. Bitte melden Sie sich, wenn Sie Fragen oder Anregungen haben. Wir freuen uns über jedes persönliche Gespräch.

Herzliche Grüße,

Anke Brügmann