Der haitianische Vereinsvorstand tagt mit Anke Brügmann in der Baustelle der großen Halle. Thema sind vorrangig Probleme einzelner Kinder. Angesichts des steigenden Durchschnittsalters der Kinder zeigt sich auch in Haiti: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Die neue Schulhalle dient bereits als provisorischer Unterrichtsraum.

Große Kinder, große Sorgen – Vorstandsmitglied Jörg Wulle zum dritten Mal in Haiti

Juli 2016 – Es ist Freitag, der 8. Juli 2016 und ich sitze am Schreibtisch in der großen Halle, deren Richtfest ich im letzten Dezember miterlebt habe. An diesem Tisch nimmt unsere Vereinsvorsitzende Anke Brügmann in diesen Tagen die Anmeldungen von Schülern an unsere Schule für das demnächst beginnende neue Schuljahr entgegen. Die Nachfrage ist riesengroß und längst dient die Schule nicht mehr nur den Kindern des Waisenhauses. In einem benachbarten Dorf wurde die einzige Schule geschlossen. Weil sie mit den Lernerfolgen in anderen Schulen nicht zufrieden sind, versuchen Eltern ihre Kinder an der Schule unseres Vereins anzumelden. Oder die Familie mit fünf Kindern, von denen bislang kein einziges eine Schule besucht hat. Wenigstens das kleinste Kind soll lesen und schreiben lernen, auch wenn das Elterngeld für die Vorschule zusammengekratzt werden muss, obwohl diese Gebühren für unsere Schule eher symbolhaft sind.
Es gibt eine Menge Gründe, warum Anke Brügmann derzeit vom frühen Morgen bis in den Abend mit Schulanmeldungen beschäftigt ist. Die Folge ist, dass, so wie das jetzt aussieht im kommenden Schuljahr wohl nahezu alle Klassen zweizügig gefahren werden müssten, aber es fehlen die Lehrer…

Heute ist ein besonderer Tag, kurz vor 8 Uhr wurden die Schulanmeldungen unterbrochen, weil Anke Brügmann mit einer Kindergruppe des Waisenhauses einen der seltenen Ausflüge unternimmt. Nicht jedes Jahr kommen dabei alle Gruppen dran, aber immer in den Sommerferien wird einem Teil der Kinder ein solches Erlebnis geboten. Die Kleinen, die heute unterwegs sind, wollten zum Baden ans Meer. Obwohl es kaum mehr als 15 Kilometer Luftline Entfernung sind, haben etliche der Kinder das karibische Meer noch nie gesehen.

Hier auf der Baustelle in Fontrankil gehen unterdessen die Arbeiten weiter. Rund um die große Halle sind seit Beginn dieses Jahres Nebenräume entstanden, die teilweise schon in den letzten Monaten zur Unterbringung der Vorschulgruppen dienten. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll auch die erste Wohngruppe des Waisenhauses hier einziehen.
In den nächsten Tagen werden mit Hilfe eines geliehenen Baggers (unser Verein zahlt nur den Baggerfahrer und die Kraftstoffkosten) noch etliche Vorarbeiten für Grundmauern weiterer Gebäude und Wegearbeiten vorgenommen. Bei dem steinigen und felsigen Gelände hat es sich gezeigt, dass der Einsatz schweren Geräts unbedingt notwendig ist.

Neben alldem geht der tägliche Betrieb des Waisenhauses weiter. Das Foto zeigt eine Sitzung des haitianischen Vereinsvorstandes in der Baustelle der großen Halle, unmittelbar vor der Türe, hinter der Anke Brügmann seit einigen Monaten wohnt bzw. als erste Bewohnerin in Fontrankil eingezogen ist. Thema der Sitzung sind vorrangig die Probleme einzelner Kinder. Angesichts des sich in letzter Zeit erhöhenden Durchschnittsalters der Kinder zeigt sich hierbei die Wahrheit der auch in Haiti geltende Regel: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.