Bericht aus Haiti – Juli 2019

Bericht aus Haiti – Juli 2019

Einschreibung für das kommende Schuljahr: Frau Brügman: „In den letzten Wochen gab es wieder ganz viele Tränen: Verzweifelte Angehörige, die keinen Platz in unserer Schule bekommen haben…. Wir haben reingequetscht und gezirkelt was geht…Die Kapazität…“ (ist) „…schon lange an ihre Grenzen gestoßen…Auch wenn ich deutlich nein sagte, blieben die Leute einfach in der Hoffnung auf ein Wunder sitzen…`Sieh doch nochmal was du für mich machen kannst, die Kinder bleiben sonst wieder auf der Straße, der liebe Gott wird es dir vergelten.´“

Lehrerseminar: In den Ferien werden die Lehrkräfte von Frau Dr. Brügman weitergebildet.
Es sind alle interessiert und halten das, was präsentiert wird, für wertvoll. Themen waren dieses Jahr:
1. Die Geschichte Haitis einschließlich Methoden, diese zu vermitteln.
2. Der menschliche Körper.
3. Konstruktion und Berechnung von geometrischen Figuren.
4. Mathematische Textaufgaben.
5. Einfache Zeichnungen von Gesichtern und Personen in verschiedenen Situationen.
6. Verschiedene kreolische und französische Lieder.
7. Rollenspiele.
8. Korrektes Schreiben von Druckbuchstaben.
9. Arbeiten mit Arbeitsblättern.
10. Vorbereitung von Unterrichtsstunden.

Lehrkräfte: Wieder haben sich viele Lehrkräfte beworben. Auch ein junger Mann, der bei uns im Waisenhaus aufgewachsen ist, den wir einstellen werden. Die Qualifikationen der Bewerber*innen sind sehr unterschiedlich. Es werden zwei unserer Lehrer als Staatsbeamte bei Menkontre eingesetzt, dabei wurde vom zuständigen Direktor bemerkt, dass das auf den guten Ruf der Menkontre-Schule zurückzuführen ist.

Ferienkurse: Auch dieses Jahr haben wir wieder Mathematiknachhilfe für 4-6.-Klässler laufen. Dazu haben wir 5 Lehrer eingeteilt, die nach Stunden bezahlt werden.

Unsere Sekundarschüler: 4 waren im Abitur, 3 im Hauptschulabschluss, es gibt noch keine Ergebnisse. Die Sekundarschüler in Beaumont haben alle bestanden, teilweise mit guten Noten. Von unseren Waisenkindern, die dieses Jahr unsere eigene Schule verlassen, hat ein Mädchen die Aufnahmeprüfung des Seminaire College de Mazenod versucht und auch bestanden.
Frau Dr. Brügman zur Zukunft nach der Schule für unsere Abgänger*innen: „Wir müssen nun dringend nach Berufsmöglichkeiten und Ausbildungsplätzen suchen. Es gibt einfach gar keine Optionen. Überall höre ich von arbeitslosen Uniabgängern.“

Ausflüge mit den Kindern: Ziel ist es, dass jede Klasse einmal im Jahr einen Tag einen Ausflug machen darf. Wir fahren dann mit dem Auto zum Baden. Aber dieses Jahr ist es schwierig laut Frau Dr. Brügman: „Es wird wieder sehr knapp, mit allen Gruppen mit den Ausflügen durchzukommen… Im Prinzip finden sie jeden Mittwoch statt, aber einmal hatte ich die vielen Entbindungen und einmal war ich mit einer Schülerin bei der Aufnahmeprüfung am Seminaire College de Mazenod unterwegs. Ausflüge können wegen der Unruhen diesmal nur in Richtung Grand-Anse stattfinden.“

Unterhaltung für die Kinder: Bei einem Waisenhausgeburtstagsfest haben 8 der 9 Gruppen die von den Schülern der Französischen Schule gebastelten Mensch-ärgre-dich-nicht-Spiel bekommen. Seither sind die Bretter fast rund um die Uhr in Betrieb. Ständig sind 2-3 Teams am Spielen. Auch die Kleinsten machen mit und lernen dabei zählen. Ansonsten gibt es Filmvorführungen auf einem Laptop. Der Chor hat seine Arbeit aufgenommen.

Medizin: Frau Dr. Brügman: „Ich versuche zu reduzieren wo es geht. Es werden viele Patienten abgewiesen, und trotzdem wird es eher mehr. Es ist immer schwierig, die Patienten am Tor nach schlimm und harmlos aussortieren zu lassen….Wenn es nicht lebensbedrohlich ist, empfange ich erst ab 17 Uhr. Was rasant überhandnimmt, ist die Geburtshilfe und Schwangerschaftsvorsorge, zumal ich weit und breit den einzigen Ultraschall habe und sich das überall rumspricht. Oft kommen die Patientinnen von weit her. An einem Tag hatte ich 3 Entbindungen…. Ein Baby kam ganz schlaff und ohne Atmung auf die Welt, nach 15 Minuten Wiederbelebung tat es dann den ersten Atemzug. Da war ich dann unendlich froh, der Mutter doch noch…“ (ihr Kind)… „in den Arm legen zu können.“
Frau Dr. Brügman hat es geschafft zum Departmentsdirektor des Gesundheitsministeriums vorgelassen zu werden und ihm den offiziellen Antrag auf Arbeitserlaubnis als Ärztin in Haiti vorzulegen. Außerdem konnte sie ihre Bitte um größere Mengen Verhütungsmittel unterstreichen.

Landwirtschaft: Man kann im Moment nicht viel tun. Es ist viel zu trocken. „Es gibt kaum Wasser für das Nötigste,“ sagt Frau Dr. Brügman. „Auch viele Bauern aus den Bergen erzählten, dass bei dieser Trockenheit die Ernten ausfallen und sie von ihren Feldern in die Stadt flüchten. In Fontrankil gibt es immer wieder Feuer.“

Baustelle: Eine Delegation von Rotary Les Cayes hat sich vor Ort ein Bild gemacht, um einen Bericht über das Wasserprojekt zu schreiben.
Durch das neu integrierte Land konnten zwei Klassenzimmerbauplätze dazugewonnen werden, die den ursprünglichen sehr engen Bauplatz entlasten. „Wir haben dort schon viel eingeebnet. In sehr mühsamer Handarbeit werden die großen Felsbrocken, die die Ingenieure aus dem Kantinengelände geholt haben, kleingehauen, um das Material abtransportieren zu können. Im großen Saal haben wir jetzt schon viel gestrichen und Schränke in die Erdbebenschlitze eingebaut,“ erzählt Frau Dr. Brügman.
Mit Arbeiterteams wird der Baugrund vorbereitet und Felsen zerkleinert. Das entlastet die EWB’s mit ihrem knappen Zeitplan. Die Ingenieure von EWB und eine Medizinstudentin kommen am 13.8.19 nach Haiti.
Dann geht es wieder weiter! ?

Folgen des Zyklons: „Es gibt immer noch Familien die seit dem Zyklon immer noch kein richtiges Dach über dem Kopf haben. Speziell unsere eigenen Schüler die am Ortsrand in Digotri wohnen und z.B. ein gelähmter Mann aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Wir bräuchten mindestens 1000 Euro für den Kauf von Wellblechen, wenn es etwas mehr wäre, würde es auch für die Dachbalken reichen,“ berichtet Frau Dr. Brügman.